Reiseberichte
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Deutschlandtour
11.06. bis 23.06.2003, von München bis Wilhelmshaven
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1. Tag - ca. 20 km

Die ganze Nacht habe ich schlecht geschlafen, weil ich einen eingeklemmten Nerv im Nacken hatte. Außerdem war ich wohl auch ein bisschen nervös. Morgens um 5 Uhr bin ich aufgestanden, um den Zug um 6:30 Uhr ab Wilhelmshaven erreichen zu können.

Bahnfahren mit Fahrrad und Gepäck darauf ist ein Abenteuer, welches ich nicht so schnell wieder erleben möchte. In der Nordwestbahn war noch alles in Ordnung. In Oldenburg der erste Schock, die Treppen ohne Laufschiene für das Rad und kein Fahrstuhl. Viele Männer sahen zu wie ich vor Erschöpfung fast umgefallen bin, aber eine Frau erbarmte sich, mir zu helfen die Treppe zu erklimmen. Der Waggon für die Räder hatte keine Halteeinrichtung für die Räder, und von einer gewissen Ordnung darin konnte man auch nicht sprechen. Der Wagon für die Räder war hinten und meine Platzreservierung war vorn im Zug, obwohl hinten genug Platz war. Was soll denn noch die Platzreservierung? Laut Fahrplan war in Augsburg 7 Minuten Aufenthalt, aber es war vorauszusehen, dass das zuwenig sein würde. Die Schaffner hatten keinen Überblick, wo es Anschlussmöglichkeiten geben würden.

Ein Mitreisender sagte mir, ich sollte schnell in den vorderen Teil des Zuges gehen, dieser würde nach München weiterfahren. Mein Rad passte kaum durch die Tür, aber irgendwie habe ich es geschafft. Zum Glück hielt der Zug um ca. 15 Uhr in München Pasing, wo ich aussteigen wollte.

Relativ schnell fand ich die Wohnung meiner Dachgeber Martin und Andrea in Pasing. Nach einem Kaffee und anschließendem Abendbrot sind wir noch mit dem Rad zum nahe gelegenen Baggersee gefahren.Die Abkühlung tat gut, und Schlafen konnte ich in der nächsten Nacht dann auch sehr gut.


2. Tag - ca. 75 km

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück endlich mit dem Rad los! Entlang der Würm, einem kleinen Fluß, ging es Richtung Südwest zum Starnberger See.

Es wurde sehr heiß und ich entschloß mich, ca. 5 km vor Starnberg Richtung Westen zum Wörthsee weiterzufahren. Gegen Mittag kam ich am Wörthsee an und kühlte mich im frischen Wasser erst mal ab. Der See wurde mir von Martin und Andrea zum Baden empfohlen. Meine Brotzeit nahm ich noch am See ein, bevor ich weiterfuhr in Richtung Ammersee.

Ammersee
Die Temperatur wurde immer unerträglicher. Zuerst wollte ich am Ammersee wieder baden gehen, aber die Zeit wurde langsam knapp. Ich wollte noch eine Bekannte meiner Mutter in Hechenwang bei Schondorf besuchen. Dort brauchte ich erst mal eine Erfrischung bevor ich mich mit meinen Bekannten unterhalten konnte.

Nach einer Stunde ging es Richtung Nordwest nach Eresing und Penzing weiter. Dort ging es entlang eines neuen Radweges bergauf durch den Wald. Selbst Einheimische kannten den Weg kaum, aber er war ausgeschildert. In Penzing bin ich in Richtung Kaufering gefahren, wo meine nächste Unterkunft war. Gegen 18:30 Uhr kam ich bei meinen Bekannten endlich an. Ich hatte sie seit ca. 10 Jahren nicht mehr gesehen. Die beiden fünfjährigen Zwillingsmädchen des Hauses hatten mich schnell in Beschlag genommen, und ich konnte mich kaum mit dem Vater unterhalten. Wir hatten noch eine leckere Pizza auf der Terrasse gegessen, und vorher hatte er mir noch sein neues Haus gezeigt.



3. Tag - ca. 110 km

Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen zusammen, um weiter Richtung Augsburg zu fahren. Das Wetter war nach nächtlichen Gewittern jetzt kühler geworden. Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit hatte mich ein Gewitter erwischt und zwang mich bei einer verlassenen Gaststätte im Wald Unterschlupf zu suchen. Bis dahin bin ich der romantischen Straße Richtung Norden gefolgt. Dieser Fahrradweg verläuft parallel zum Lech und war nicht immer gut ausgeschildert.

Nach einer halben Stunde war zwar das Gewitter schwächer geworden, aber der Regen nicht. Ich entschloß mich trotzdem, mit Regenzeug, weiterzufahren. Die letzten 10 km vor Augsburg fuhr ich einen Schotterweg direkt an einem kleinen Bach, der parallel zum Lech floss und sehr schön war.

Ca. 2 km vor Augsburg fuhr ich rechts von der romantischen Straße ab, um Richtung Friedberg zu kommen.Dort angekommen, regnete es immer noch, und die Leute sahen mich an als wäre ich nicht ganz dicht bei diesem Wetter Rad zu fahren. Ich wollte dann weiter über die Paartaltour Richtung Aichach und Schrobenhausen, aber die Beschilderung war nicht eindeutig. Die Passanten, die ich fragte, waren mir keine große Hilfe, um den richtigen Weg zu finden, aber irgendwie klappte es. Zuerst war es sehr hügelig und der Weg war mit grobem Schotter abgedeckt. Dafür war die Landschaft sehr schön. Als ich in Aichach angekommen war, hörte es auf zu regnen, und ein netter älterer Herr begleitete mich auf seinem Rad wieder aus der Stadt.

Ca. 3 km vor Schrobenhausen verließ ich die Paartalroute, die sehr schön war, um Richtung Ehekirchen zu kommen. Dieser Weg führte über eine wenig befahrene Landstraße. In Ehekirchen angekommen, war meine Dachgeberin leider nicht da, und ich musste weiterfahren um eine Unterkunft zu finden.

Eine Pension in den nächsten Dörfern zu finden erwies sich als sehr schwer. Angeblich vermietet keiner Zimmer für eine Nacht, und ich musste wieder weiterfahren. In der Nähe von der Donau gab es in Bertoldsheim endlich eine Pension für mich, die nicht sehr teuer war. In der Pension gab es kein Abendbrot. Deswegen habe ich eine Pizza mit einer Flasche Wein bestellt. Ich bekam eine leckere Pizza und eine 1,5 l Flasche Wein. Die auf der Terrasse sitzenden netten Monteure, die auch dort wohnten, halfen mir, die Weinflasche zu leeren.


4. Tag - ca. 95 km

Nach dem Frühstück fuhr ich ins nahegelegene Rennertshofen. Dort füllte ich meine Nahrungsmittelreserven auf. Es war noch leicht bedeckt und nebelig, aber später wurde es wieder sehr warm. Von Rennertshofen fuhr ich durch das alte Donautal in Richtung Norden nach Dollnstein (ca. 30 km). Das war eine sehr ruhige und schöne Strecke durch die Täler.

Donautal

Altmühl
In Dollnstein angekommen habe ich erst mal Rast an der Altmühl gemacht.

Weiter ging es flußabwärts Richtung Eichstätt auf dem Altmühltalradweg. In Eichstätt angekommen zog sich die Stadt recht lang hin. Bei der Durchfahrt sah ich mir noch die schöne Innenstadt an.

Weiter ging es in Richtung Kinding über Walting und Kipfenberg. Der schöne Weg lief immer in Sichtweite der Altmühl, und ab Kipfenberg wurde es etwas hügelig. Kurz vor Kinding bekam ich ein Regenschauer ab, es war aber dann schnell wieder trocken.
Ab Kinding soll die Altmühl als Kanal umgebaut sein, zum Glück bin ich dann Richtung Nord West nach Greding entlang der Schwarzach und der A9 gefahren. Ab Greding musste ich noch ca. 8 km bis Groß Höbing fahren um zu meinen nächsten Dachgebern zu gelangen. Dort empfang mich eine nette Familie in einem kleinen Dorf, wo ich sehr gut untergekommenbin.



5. Tag - ca. 100 km

Nach dem Frühstück bin ich nicht den offiziellen Radweg weiter gefahren, weil dieser sehr hügelig sein sollte, laut Aussage meines Gastgebers. Nun bin dazu parallel auf der Landstraße Richtung Hilpoltstein gefahren. An diesem Sonntag war auf der Straße nichts los und somit fuhr es sich ganz gut dorthin. In Hilpoltstein ging gerade der Aufbau eines Stadtfestes auf dem Marktplatz vonstatten und ich machte eine kleine Kaffeepause. Von dort aus kam ich an den Donau/Main Kanal und an den Rothsee. Der Rothsee ist ein Stausee der Donau und ein kleines Ferienparadies. Ich fuhr entlang des Kanals in Richtung Nürnberg.

Kanal
Es sollten laut Hinweisschild nur ca. 20 km bis Nürnberg sein, aber es waren wohl eher 30 km. Der Weg entlang des Kanals war grober Schotter und war nicht so gut mit schmalen Reifen zu fahren. Ich fuhr durch schöne Landschaften immer am Kanal entlang.

Die Stationen waren Nürnberg, Fürth und Erlangen, ohne das ich die Städte direkt gesehen habe. Ich kam gut voran und beschloß in Forchheim bei einer Dachgeberin unterzukommen. Angekommen in Forchheim musste ich auf meine Gastgeberin noch warten und das tat ich in einem netten Café in der Innenstadt. Abends ging ich mit meiner Gastgeberin zum Essen noch auf die Keller (Biergarten auf einem Hügel), welches sehr nett war.


6. Tag - ca. 90 km

Morgens ging es weiter am Kanal bis nach Bamberg (ca. 30 km). Dort sah ich mir die Innenstadt an und trank danach einen Kaffee. Eine schöne alte Innenstadt, wo auch viele Touristen waren.

Bamberg

Coburger Rathaus
Weiter ging es nun entlang des Main, aber nur kurz. Ab Rattelsdorf fuhr ich durch das Itztal Richtung Coburg. In Coburg kam ich gegen 16 Uhr an und sah mir die schöne Altstadt an.
Auf dem Rathaus unterhalb des Glockenturmes ist eine Figur, die in der rechten Hand eine Wurst hält. Diese Wurst hat die Richtmaße für die Würste die es auch unten auf dem Marktplatz in einer Wurstbude gab. Darum musste ich dann auch eine Wurst dort probieren und sie war sehr lecker und normal lang.
Danach entschloß ich mich, auf die Burg zu fahren. Na ja, schieben war dann mehr angesagt, aber der Ausblick entschädigte für die Strapazen des Aufstieges.

Danach suchte ich das Haus meiner Dachgeberin. Ich wurde dort sehr nett von ihr empfangen, und abends saßen wir im Garten bei einem leckeren Abendbrot.

Burg Coburg


7. Tag - ca. 80 km

Morgens ging es weiter Richtung Nordwest nach Bad Rodach. Es wurde heute wieder sehr warm und der Sonnenbrand wurde bei mir zu einem Problem. Nach ca. 20 km kam ich in Bad Rodach an, es war aber keine aufregende Stadt also fuhr auch schnell weiter. Das nächste Ziel war Hilburghausen in Thüringen welches ca. 15 km entfernt lag.
Rücksichtslose Lkw/Pkw Fahrer und steile Berge machte diese Etappe zu einer der schwersten der Tour. Endlich in Hildburghausen angekommen, musste ich erst mal den Werratalradweg finden. Es ging entlang der Werra, die dort noch sehr schmal war, weiter Richtung Meiningen.

Richtung Meiningen
In der Nähe von Meiningen hatte ich wieder eine Dachgeberunterkunft organisiert, diese lag aber sehr hoch auf einem Berg, und ich musste dafür 3 km mein Rad hochschieben. Endlich angekommen, musste ich noch in einem Supermarkt Lebensmittel einkaufen, weil ich mich dort selbst versorgen musste.

8. Tag - ca. 130 km

Kurz nach dem ich morgens losfuhr, fing es an zu regnen, aber es war noch recht warm dabei. Es ging weiter an der Werra Richtung Bad Salzungen (35 km) und Philippsthal (25 km). In Tiefenort musste ich von der offiziellen Route abweichen und einen kleinen Umweg machen. Hügelig war der ganze Radweg an der Werra und die Beschilderung ließ zu wünschen übrig. Die ganzen Ortschaften und Städte lohnten nicht für eine nähere Betrachtung und ich fuhr halt immer weiter. Mittlerweile war es wieder trocken, aber in Philippsthal bekam ich wieder ein Gewitterschauer ab.


Philippsthal
Nun wollte ich mit dem Rad rüber zur Fulda Richtung Bad Hersfeld, dafür musste ich auf dem Radweg R7 an der B62 fahren. Die erste Station war Friedewald in ca. 12 km Entfernung immer bergauf und bei zunehmender Wärme. In Friedewald angekommen war ich ziemlich kaputt, und nun überlegte ich wie ich am besten zur Fulda kommen sollte. Ich entschloß mich über den Friedewalderforst in Richtung Bebra zu fahren. Die Bürger von Friedewald waren keine große Hilfe den Weg nach Bebra zu finden und ich musste mich wieder einmal auf meinen Instinkt verlassen. Erneut ging es mehrere Kilometer bergauf, und wieder zog ein Gewitter heran. Der Weg im Wald war jetzt doch gut ausgeschildert, und irgendwann ging es denn doch wieder bergab. In Bebra angekommen habe ich mir erst mal einen Kaffee und ein Stück Kuchen gegönnt.

Rotenburg
An der Fulda war der Radweg sehr gut ausgebaut und ich kam gut voran. In Rotenburg wollte ich erst zelten, aber das Wetter war mir zu unbeständig. Ich sah in meinen Dachgeberplan und rief einen Dachgeber in Melsungen an. Positive Nachricht, ich konnte zu ihnen fahren, allerdings waren es bis Melsungen noch über 30 km. Schnell habe ich mir noch Rotenburg angesehen und bin den schönen und ebenen Weg weitergefahren.
In Melsungen musste ich dann wieder einen Berg erklimmen, um zu meinen Dachgeber zu kommen. Ich bin wieder einmal sehr nett empfangen worden und aß mit der Familie noch Abendbrot, bevor ich früh Schlafen ging. Meine schwerste und längste Etappe während der Tour.


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Startseite www.wilkevision.de Stand: 2015-03-01